Der „Nasenbär“ – die Mammut-Evolution des Käfers
Wer 50 Jahre zurück und an Volkswagen denkt, sieht einen Käfer vor sich. Aber in den Sechzigerjahren bot der Autohersteller aus Wolfsburg auch andere Modelle an, darunter den 411, der in der Oberklasse für neue Kunden sorgen sollte. Doch der 411 blieb wohl zu nahe am Käfer, um damals Erfolg zu haben, umso sympathischer wirkt er heute, ein halbes Jahrhundert später. Dieser Fahrzeugbericht schildert die Geschichte des Typ 4 und zeigt ihn auf aktuellen und historischen Bildern.
Der „Nasenbär“ – die Mammut-Evolution des Käfers
Wer 50 Jahre zurück und an Volkswagen denkt, sieht einen Käfer vor sich. Aber in den Sechzigerjahren bot der Autohersteller aus Wolfsburg auch andere Modelle an, darunter den 411, der in der Oberklasse für neue Kunden sorgen sollte. Doch der 411 blieb wohl zu nahe am Käfer, um damals Erfolg zu haben, umso sympathischer wirkt er heute, ein halbes Jahrhundert später. Dieser Fahrzeugbericht schildert die Geschichte des Typ 4 und zeigt ihn auf aktuellen und historischen Bildern.
Man hatte bei Volkswagen keine Kosten und vor allem keine Mühen gescheut, um den dritten Abschnitt in der Geschichte der Firma einzuleiten. Denn nach dem Käfer, von dem man Jahrzehnte lebte, und nach der Modellreihe 1500/1600 repräsentierte der 411 die dritte Personenwagen-Variante, die keinen der Vorgänger ersetzte. Zwar blieb man der Heckmotorbauweise und dem luftgekühlten Boxermotor treu, aber die VW-Ingenieure gaben sich alle Mühe, um den 411 eine Klasse höher und vor allem eine ganze Klasse grösser anzusiedeln.
Der Radstand wurde auf 250 cm verlängert und es gab den Neuen erstmals mit vier Türen. Die wahre Revolution war aber unter dem doch eher traditionellen Kleid verborgen, der 411 war nämlich als erster Volkswagen selbsttragend.
Weil man sich der Ansprüche der gehobenen Kundschaft bewusst war, musste der VW 411 eine klassenübliche Kofferraumkapazität mitbringen. Dies war nicht ohne Kompromisse möglich. Das Gros des Gepäcks musste zwischen den Vorderrädern untergebracht werden und damit da genug Platz war, wurde einfach die Front verlängert, was dem Wagen zusammen mit den rundlichen Scheinwerfern den Übernamen “Nasenbär” eintrug. Es gab aber auch andere Neuerungen unter der Karosserie, etwa die vorderen Einzelradaufhängungen mit Federbeinen, Querlenkern und Schraubenfedern oder die Schräglenker-Doppelgelenk-Hinterachse.
Das “E” stand für eine elektronisch gesteuerte Einspritzung und eine auf 80 PS gesteigerte Leistung. Gerade das 411 LE-Modell des Variants glänzte nicht nur durch fortschrittliche technische und konzeptionelle Lösungen, sondern auch mit einer Ausstattung, die damals mit Perlonvelours, Bodenteppichen, Zeituhr, Zigarettenanzünder, Spiegel in der Beifahrer-Sonnenblende, Liegesitzen und Taschen in den Türinnenverkleidungen überzeugte, insgesamt also über mehr Schmuck und Luxus verfügte. Ein besonders attraktives Extra, das 1969 nur gerade DM 17.76 kostete beim 411 LE, war die Zeitschaltuhr für die Standheizung. Damit konnte man den Wagen im Winter automatisch vorheizen lassen und sie schaffte dies, wenn richtig eingestellt, mit Bravour. Bereits nach 10 Minuten war der Wagen so stark aufgewärmt, dass man es nicht mehr darin aushielt, meldete Simca in Mot. Allerdings sorgte die Standheizung auch für Mehrverbrauch, der mit 0,2 bis 0,6 Liter pro Stunde zu Buche schlug.
Viele seiner einstigen Vorzüge kommen heute nicht mehr so stark zur Geltung, etwa die grossen Räder, die zusammen mit dem Heckmotor nicht nur viel Traktion im Schnee garantierten, sondern auch für lange Laufleistungen der Pneus verantwortlich waren. Auch die Standheizung dürfte heute weniger zum Zug kommen, genauso wenig wie der revolutionäre Diagnose-Stecker, den Volkswagen damals als Pionier einführte.
Die letzten 411/412 sind schon lange aus dem Alltagsverkehr verschwunden, tauchen höchstens noch bei Oldtimerausfahrten oder Clubtreffen auf. Dabei sind sie eigentlich deutlich besser gealtert als mancher jüngere Konkurrent. Vor allem die Variant-Modelle wirken auf Anhieb sympathisch. Meist waren sie ja auch noch in “richtigen” Farben gespritzt, entsprechend auffallend wirken sie heute. Die 411-Doppelscheinwerfer mit ihren Chromumrandungen lachen die Passanten an, nur die wenigsten werden sich an die Zeiten erinnern, als der 411 noch neben ihnen an der Ampel stand.